Seitenwindtraining in Itzehoe 16-18.03.2012
Streckenflüge in den Monaten Februar und März bieten ein hohes Potenzial an wichtigen Erkenntnissen und Erfahrungen für die fliegerische Laufbahn. Dies hat sich auch beim ersten Ausflug des Fliegerclubs Phoenix in 2012 gezeigt. Fünf Mitglieder des Vereins hatten sich für den 16.-18. März 2012 mit zwei Maschinen den Flugplatz Itzehohe EDFH „Hungriger Wolf“ als Ziel gesetzt. Hier wird von Anja Wolffson ein in Europa einzigartiger Simulator zum Training von Seitenwindlandungen betrieben.
Völlig unerwartet war unser Anflug auf Itzehoe am Freitagnachmittag eine sehr herausfordernde Aufgabe. Beim Abflug in Hangelar war für den gesamten Flugweg bestes Sichtflugwetter mit GAFOR-Einstufung von O und C vorausgesagt. Entsprechend herrschte oberhalb eines „Inversionsschicht-Deckels“ bei ca. 2500 ft MSL „Sicht bis nach Peking“. Ca. 20 NM vor Itzehoe zeigten sich dann tief unter dem aktuellen Flightlevel erste Wolkenbänke, die nach sehr kurzer Zeit zu einer nahezu geschlossenen Wolkendecke zusammenwuchsen. Beide Maschinen nutzten im Luftraum Golf jeweils das berühmte „Loch von Dienst“ und tauchten unter die Wolken ab, um in ca. 1000 ft MSL bei marginalen Sichten die letzten nautischen Meilen nach Itzehoe zurück zu legen. Die Situation wurde mit sehr effizientem Crew Ressource Management bewältigt. Linker Sitz fliegt und stellt VMC sicher, rechter Sitz navigiert mit allen an Bord vorhandenen Hilfsmitteln in Richtung Zielflugplatz. In der Rückschau stellte sich heraus, dass sich für die Gebiete Nordfriesland und Schleswig-Holsteinische Geest innerhalb von 2 Stunden die GAFOR-Vorhersage von O auf X verändert hatte. Das entsprechende von Bremen Information verbreitete Airmet Nachricht hatte nur eine der anfliegenden Maschinen erreicht, war aber von seiner regionalen Aussage so unklar, dass eine unmittelbare Relevanz für unseren Flug nicht erkennbar war.
Der Samstag wurde für ein intensives Training von Seitenwindlandungen genutzt. Nach einer lehrreichen theoretischen Einweisung hatte jeder Teilnehmer der Schulung die Gelegenheit, den Anflug bei Seitenwind auf dem Simulator zu trainieren. In einer ersten Session wurde das Erfliegen eines stabilen Vorhaltewinkels bei Seitenwind trainiert, in einer zweiten Session schließlich folgte der Übergang von dem auch als Crab-Methode bezeichneten Anflug mit Vorhaltewinkel in den Low Wing (End-) Anflug, der eine fahrwerkschonende sichere Landung gewährleistet.
Der in Itzehoe betriebene Simulator (www.xwindsim.de) ist in Europa der einzige seiner Art und stellt auch Böen und Turbulenzen wirklichkeitsnah dar. Einige Flugzeugversicherungen gewähren nach Abschluss des Trainings sogar Rabatte. Anja Wolffson als Betreiberin des XWind-Simulators stellte neben dem sehr hochwertigen Training eine exzellente Verpflegung sicher, deren Höhepunkt ein Grünkohlessen am Samstagnachmittag markierte, welches uns ob des schieren Umfangs zu einer Überarbeitung unserer Weight und Balance Berechnung bewegte.
Aufgrund einer durchziehenden Kaltfront mit südwestlicher Richtung und starken Höhenwinden gab der Forecast für das Wetter am Sonntag Anlass für unterschiedliche Interpretationen. Im schlechtesten Fall war Norddeutschland nicht VMC. Daher flog eine Maschine bereits am Samstagabend in Richtung Süden ab, kam aber wetterbedingt nur bis Damme nördlich von Osnabrück, um dann am Sonntag nach Hangelar zurückzukehren Die zweite Maschine schließlich startete am Sonntagmittag nach Durchzug der vorhergesagten Kaltfront nach sehr intensivem Wetterbriefing in den Süden, um bei zwar teilweise 25 kt Headwind und niedriger Ceiling (1.800 – 2.500 ft) aber im wesentlich ausreichenden und später sogar exzellenten Sichtbedingungen nach Hangelar nonstop zurückzufliegen.
Ergänzend zu dem sehr effizienten Training von Seitenwindlandungen ergab sich somit für alle Teilnehmer des Ausflugs eine sehr interessante Lehrstunde für Streckenflüge mit außergewöhnlichen und herausfordernden Wetterbedingungen.